Manch einer mag durch die Begriffe Schnaps, Likör und Aufgesetzter schon vor dem ersten Schlückchen verwirrt sein. Deswegen erst mal die Basics:
Mein bisheriger Wissensstand im Dschungel der alkoholischen Getränke, sagt mir, dass gemein hin unter Schnaps alle klaren hochprozentigen Wasser fallen. Schnaps wird in einer Brennerei hergestellt und unterliegt strengen Auflagen, hier ist handwerkliches Verständnis gefragt, sonst kann dabei schon ein etwas zu starkes Gebräu entstehen.
Likör und Aufgesetzter beschreiben grundsätzlich das Gleiche. Das Wörtchen „Aufgesetzter“ bezieht sich auf Schnaps, der mit Früchten oder Kräutern und der magischen Kraft der Zeit zu Likör veredelt wird. (Wenn unter euch, werten Lesern echte Alkoholprofis zu finden sind, bitte ich hier geschriebenes durch Kommentare zu bestätigen oder eben durch Anmerkungen zu verbessern.)
Dass ein Brombeerlikör anders schmeckt, als ein Holunderlikör und der wiederum komplett anders, als ein Orangenlikör ist wohl mehr als einleuchtend. Doch worin können sich Brombeerlikör a und Brombeerlikör b unterscheiden?
Kommen wir nun also zu den Feinheiten der Likörherstellung:
Likör wird aus drei einfachen Grundzutaten hergestellt. Dem Geschmacksgeber (Früchte und oder Kräuter), dem Geschmacksträger (Hochprozentiger Alkohol) und einem Süßungsmittel. Die drei Zutaten werden in einem Gefäß mit breiter Öffnung (damit du die Früchte wieder rausholen kannst…) vermischt und für mindestens ein bis 3 Monate stehen gelassen. In den ersten 2 Wochen empfiehlt es sich ab und zu die Mischung mit einem Löffel umzurühren.
Wie bei allen Rezepten, die auf wenigen Zutaten basieren, entscheidet die Qualität eben dieser in hohem Maße über die Qualität des Endprodukts.
Der Geschmacksgeber
Ich hoffe, dass es sich von selbst versteht, dass die zur Likörherstellung verwendeten Früchte unbehandelt (bio) sein sollten. Zum besonderen Erlebnis wird es, wenn ich die Früchte und Kräuter nicht aus dem Supermarkt hole, sondern meine Früchte selbst pflücke. Manchmal kennt man ja den ein oder anderen Gartenbesitzer, der sich im Sommer kaum vor den Obstmassen retten kann, von dem man dann schnell und einfach ein paar Früchte abzweigen kann. Sonst hat ein kleiner Spaziergang im Grünen auch noch keinem geschadet.
Du kannst zu jeder Jahreszeit Likör machen und somit die flüchtigen Geschmäcker und Gerüche von Frühling, Sommer, Herbst und Winter einfangen.
Faustregel 1: Wenn du weiche Früchte, wie Himbeeren oder Aprikosen verwendest, entnehmen wir sie nach einem Monat, härteres Obst, wie Äpfel und Quitten lassen wir mindestens drei Monate ziehen.
Faustregel 2: Kleines Obst kannst du im Ganzen zum Alkohol hinzufügen, bei großem Obst mit Kernen empfiehlt es sich, diese vorher zu zerkleinern und die Kerne herauszunehmen, ist aber nicht zwingend notwendig. Generell verwenden wir rohes Obst und frische Kräuter. Bei Zitrusfrüchten halten wir uns an die Schale.
Besonderheiten:
Für Holunderlikör, aus der Frucht und nicht aus der Blüte, kochen wir diesen vorher mit etwas Wasser kurz auf, da er dadurch unerwünschte Bitterstoffe verliert. Für Schlehenlikör benötigen wir Früchte die Frost erfahren haben, wenn das partout nicht eintritt, einfach ein paar Stunden ins Gefrierfach legen und dann ganz normal weiterverfahren.
Du kannst natürlich auch aus Blüten oder der Schale von Zitrusfrüchten Likör machen, der wird dann natürlich durch die mangelnde Verdüngung durch fruchteigenen Saft etwas kräftiger.
Der Geschmacksträger:
Für Likör brauchst du keinen hochwertigen Alkohol, auch den reinen Alkohol aus der Apotheke kannst du meines Erachtens links liegen lassen.
Faustregel 3: Profis verwenden Korn für alle Beerenfrüchte, Wodka für Zitrusfrüchte und Rum für Pflaumen und Äpfel. Warum sollten wir es anders halten?
Das Süßungsmittel:
Zucker ist gleich Zucker, ist Zucker, ist Zucker. Na so einfach machen wir uns das mal nicht.
Weißer Zucker, Kandiszucker, brauner Zucker, naturbelassener Zucker, Rübenzucker, Agavendicksaft, Honig. Es gibt unzählige Varianten an Süße, die sich in Geschmack, Umweltverträglichkeit und Farbe unterscheiden. Für meine Liköre halte ich mich in der Regel an den dunklen Kandiszucker, da ich finde, dass er etwas mehr Charakter hat und dem Likör dadurch eine tiefergehende Seele verpasst. Die 250 g Süße auf 500 g Früchte sind ein Richtwert. Sind die Früchte sehr süß nimm weniger!
Für die genauen Mengenangaben und eine kleine Zeitreise bitte hier klicken.