Wiener Zitrustage

Das Leben richtig auskosten – umgemünzt auf neugierige Genussmenschen und alle die es werden wollen bedeutet das für mich, die Vielfalt schmecken zu lernen.

Am einfachsten geht das im Rahmen von Verkostungen. Ob Wein, Olivenöl oder Früchte. Erst der genau Blick, die intensive Beschäftigung mit einer Produktgruppe lässt uns wichtige Unterschiede erkennen. Denn, wie meine liebe Freundin S heute so schön sagte: „Wie soll ich denn die Unterschiede kennen lernen, wenn es im Supermarkt nur Standardfrüchte gibt?“

Auch sie war – als bekennender Non-Foodie – begeistert vom Variantenreichtum, den wir in der Orangerie im Schloss Schönbrunn präsentiert bekommen haben. Ich muss ja zugeben, ich hatte schon einmal das Vergnügen von Katharina Seiser in die Welt der Zitrusrüchte eingeführt zu werden, das Ambiente der Orangierie, gefüllt mit zahlreichen Frucht- und Blüten behangenen Bäumen hat das ganze zu einem besonderen Erlebnis gemacht.

Die Orangerie

Die Orangerie

Zitrusverkostung mit Katharina Seiser

Zitrusverkostung mit Katharina Seiser

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Die Zitrustage in Schönbrunn sind ein sehr spezielles Event. Die hier ausgestellten und zur Verkostung angebotenen Früchte gibt es an kaum einem anderen Ort zu probieren. Eine Zitruspflanze braucht einige Zeit, bis sie schöne Früchte austrägt. Bis so ein Baum tolle Früchte trägt gehen ein paar Jahre ins Land. Nur gut, dass die Orangerie schon zu Zeiten von Sissi und Franz in voller Blüte stand. Damals meist aus optischen Gründen erworben, hat sich eine ganz besondere Ansammlung an Zitrusfrüchten in Wien eingefunden.

Blätter im militärylook.

Blätter im militärylook.

Es sind bis zu 4 Generationen auf einem Baum zu finden.

Es sind bis zu 4 Generationen auf einem Baum zu finden.

Zitrusfrüchte reifen auf einem Baum nicht alle gleichzeitig.

Zitrusfrüchte reifen auf einem Baum nicht alle gleichzeitig.

Katharina Seiser mit ihrer geliebten Meyer - Lemon "frisch vom Baum".

Katharina Seiser mit ihrer geliebten Meyer – Lemon „frisch vom Baum“.

„Klassische Zitronen“ sucht man hier lange. Baum an Baum reihen sich ausgefallene Sorten, wie die Lemonada oder Kaiserzitrone (Lipo). Unter allen, die Esskultur nicht regelmäßig lesen, auch noch recht unbekannt ist die Meyer-Zitrone. So unbekannt, dass dieser für Zitrusfrüchte Liebhaber_Innen regelrechte Schatz in Supermärkten auch mal als schnöde Zitrone verkauft wurde. Etwas bekannter, dann Bergamotte- und Zitratzitronen. Eine Vielzahl, die man in unseren Breitengraden so normalerweise nicht zu gesehen bekommt.

Der Schatzmeister

Der Schatzmeister

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zwei Tropfen feinsten Bitterorangenblütensirup

zwei Tropfen feinsten Bitterorangenblütensirup

Noch bis einschließlich Sonntag können die Früchte verkostet, und die Pflanzen bestaunt und erworben werden. Die Ausstellung ist den ganzen Tag geöffnet, die Verkostungen finden immer um 16 Uhr statt. Geleitet von einer Dame, die sich selbst als Mensch gewordene Zitrusfrucht bezeichnet. Zu probieren gibt es neben den erstaunlichen Früchten dieses Jahr auch besondere Produkte aus dem Steirereck.

Um Voranmeldung wird gebeten.  Wer sich wegen des schlechten Wetters fragt: Das ganze findet in überdachten aber kühlen Räumen statt. Warm anziehen ist also ratsam. Nass wird man aber nicht.

Die Meyer - Lemon.

Die Meyer – Lemon.

Zitrusfrüchte wie feinstes Porzelan auf der Zunge in tausend Geschmacksnuancen zerspringend.

Zitrusfrüchte wie feinstes Porzelan auf der Zunge in tausend Geschmacksnuancen zerspringend.

für die Wissbegierigen. Freischnauzekochen Notizen.

für die Wissbegierigen. Freischnauzekochen Notizen.

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#Tierfreitag

Gemüse?! Das ist doch nur Beilage!

Es ist spät Nachts. Ich sitze in einer dunklen, verrauchten Bar in Wien. Neben mir am Tresen einige Küchenchefs und Jungköche. Schon seit Stunden diskutieren wir über unser Lieblingsthema: Essen.

Wie immer bei solchen Gesprächen fällt irgendwann auf, dass ich Vegetarierin bin. Und auch hier wieder: Ungläubiges bestaunen. Obwohl es vegetarische Gerichte an jeder Ecke gibt und es keinen Text gibt, der über dieses Thema nicht geschrieben wurde, aufgeregt wird sich trotzdem. Ihr glaubt mir nicht? Dann erzählt selber mal, dass ihr kein Tier esst… Egal wem. Es werden sich mehr Leute verwundert anstellen als ihr annehmt. Sogar, wenn ihr euch nicht rein pflanzlich, also vegan, ernährt, sondern „nur“ auf totes Tier im Essen verzichtet.

Gerade von Menschen, die sich als Genussmenschen oder Experten am Herd bezeichnen wird vegetarische und vegane Ernährungsweise als frevelhafter Verzicht wahrgenommen. Eine der Hauptannahmen dahinter, scheint mir, dass man nur mit Fleisch und tierischen Produkten leckere Gerichte zubereiten kann. Aber nur mit Gemüse kochen? Unvorstellbar. „Gemüse das ist eine Beilage und so soll es bleiben.“ wirft mir mein Nachbar an der Bar entgegen. Er: Küchenchef eines renommierten Wiener Hotels. Gemüse als Hauptrolle eines Gerichts ist für diesen Koch unvorstellbar.

Was wird dieser Koch, und alle anderen Fleischverfechter zum neuen Tierfreitag sagen?

Vermutlich wird er die Idee gar nicht so schlecht finden. Der Tierfreitag existiert als Aktionstag seit letzter Woche und startet heute richtig durch. Katharina Seiser hat alle Blogger und Rezepteschreiber dazu aufgerufen, ab jetzt immer Freitags Gedanken zu rein pflanzlichen Gerichten zu posten. Eine Reaktion auf ihren Selbstversuch, sich als bekennende Allesesserin und Genussmensch 21 Tage lang vegan zu ernähren.

Der Begriff ist bewusst so gewählt, dass sowohl „Tierfrei-Tag“, als auch „Tier-Freitag“ gelesen werden kann.“Tierfrei“ deshalb, da „vegan“ als Begriff für Frau Seiser zu heikel und zu dogmatisch besetzt zu sein scheint. Des weiteren soll zwar ein Augenmerk auf rein pflanzliche Ernährung gerichtet werden, zeitgleich aber auch solche Projekte, die nachhaltige Fleischproduktion ermöglichen, porträtiert werden.

Als ich das erste Mal über den Tierfreitag gestolpert bin, war ich hell auf begeistert. Doch dann stellte sich mir die Frage, ob dieser Tag wirklich so etwas neues und tolles ist. Schließlich gibt es schon einige Aktionstage, die dazu bringen wollen, pflanzliche Ernährung in unseren allgemeinen Allesesser – Speiseplan einzubauen.

Ich beziehe mich dabei auf den „meat less monday“ und den „vegetarischen Donnerstag“. Erster wird seit 2003 vermehrt weltweit benutzt und wendet sich an die gesamte Bevölkerung mit der Hoffnung, das das Weglassen von Fleisch an einem Tag pro Woche zu einer Reduzierung vieler sozialer wie auch ökonomischer und ökologischer Probleme führt, die durch die klassische Ernährungsweise hervorgebracht werden. Mit dem vegetarischen Donnerstag machte dann 2009 die Stadt Gent in Belgien Furore. Hier wird in Mensen öffentlicher Einrichtungen, wie Schulen und Kindergärten, Donnerstags der Speiseplan auf pflanzliche Ernährung gerichtet. Schnell übernahmen viele Städte, ins besondere in Deutschland, die Idee.

Bewusst wurde bei all diesen Aktionstagen der Freitag ausgespart. Der Freitag ist traditionell schon durch den Speiseplan einiger Religionen (Christentum: kein Fisch) belegt und vegetarische Ernährung soll bei diesen Aktionstagen nicht mit Religion in Verbindung gebracht werden. Montag ist ein klassischer Tag um aktiv mit neuen Vorsätzen in die Woche zu starten.

Was ist also neu am Tierfreitag?

Da der Begriff „Tierfreitag“ neu und unbenutzt vor uns steht, soll er uns allen ermöglichen sich dem Thema pflanzlicher Ernährung von einer „undogmatischen“ Seite zu nähern. Zweitens soll er „positiv Beispiele“ tierischer Haltung in den Vordergrund lenken. Fertigprodukte, Aromen und Convenienceprodukte, wie veganen Fisch und vegane Hühnchen, gelten ebenfalls als ausgeschlossen.

Die Zielgruppe sind (noch) nicht die einzelnen Konsumenten, sondern Blogger und alle Netzfoodies. Gerade die Allesesser unter uns Bloggern, sollen sich kreativ an genussvoller Gemüseküche austoben. Folglich eine gute Idee, die sicher das ein oder andere sehr spannende neue Rezept anregen wird. Auch ich habe für meinen Blog durch den Tierfreitag schon jetzt einen neuen Kreativitätsschub erhalten. Die Zielgruppe und vor allem deren Zielgruppe erklärt wiederum, wie es dann doch ein Freitag werden konnte: Am Wochenende werden Blogartikel zahlreicher gelesen und es gibt Zeit auch aufwändigere Gerichte nachzukochen.

Die betonte „nicht dogmatische“ Haltung des Tierfreitags führt in meinen Augen allerdings dazu, dass der Begriff „vegan“ und alle, die sich als Veganer bezeichnen erst recht als komische Spinner und Fanatiker dargestellt werden. Diesen Beigeschmack finde ich schade und keinesfalls notwendig. Auch wenn ich diesen Beigeschmack schade finde, so ist mir die Schwierigkeit des Begriffes „vegan“ bewusst. Als Leser meines Blogs wisst Ihr sicher, dass auch ich vegane Rezepte lieber unter „rein pflanzlich“ vertagge. Das liegt daran, dass es wertneutraler ist und auf einen Blick klar, welche Zutaten ausgeschlossen werden. Es gibt einfach immer noch zu viele Menschen, die nicht genau wissen was der Begriff „vegan“ alles umfasst.

Unabhängig von dieser Debatte begrüße ich es dennoch, wenn durch den Tierfreitag, ähnlich wie beim meatless Monday oder dem vegetarischen Donnerstag, eine breitere Masse angesprochen werden kann. Wir sollten die Entwicklung des Tierfreitags auf jeden Fall gespannt verfolgen. Wenn Ihr selber Artikel und Rezepte zum Thema verfassen wollt/ suchen wollt, bedient euch dem Hashtag #Tierfreitag. Am Ende entsteht so vielleicht eine wilde Rezeptsammlung, ganz unterschiedlicher Ess – begeisterter Menschen, die Allesessern eine einfache Möglichkeit bietet sich mit rein pflanzlicher Ernährung auf genussvolle Weise bekannt zu machen.

Ich habe meine tierfreien Rezepte nicht umkategorisiert, passende Rezepte und tierfreie Rezepte, die nicht an einem Freitag gepostet werden, findet Ihr in meiner Rubrik: rein pflanzlich (vegan)

Interessante Links und Quellen zum Thema:

Der Tierfreitag auf esskultur mit genauer Info für alle Blogger: hier klicken

Zur allgemeinen Übersicht und Sammelstelle aller Beiträge zum Tierfreitag: gibt es hier

mehr zum vegetarischer Donnerstag und meatless Monday (wiki)