die neue Vielfalt – Craft Bier

Verflixt. Ich glaube ich kann über Bier keinen Artikel schreiben. Zumindest nicht ohne moralischen Zeigefinger und die ein oder andere Plattitüde. Dabei möchte ich euch doch nur raten auch hier zu mehr Vielfalt zu greifen. Euch empfehlen anstelle des Massenabfüllers, mal die Mikrobrauereien auszuprobieren. Gerade in Deutschland gibt es da (immer schon) viele, aber auch hier in Österreich gibt es sie. Hier sind sie meist aus junger Hand und folgen dem Trend des Craft Beers [handwerkliches Bier/kreativ Bier], der seit den 70ern und gerade in den letzten Jahren mit vermehrter Kraft seine Kreise ausweitet. Immer mehr Festivals widmen sich dem Thema. So auch in Wien.

Craft Bier. Das sind meist kleine Flaschen. Nicht genormt, sondern individuell gestaltet. Mit bunten Etiketten und schrillen Namen. Das sind bärtige Typen (wahrscheinlich die Urtype des Lumbersexuals, oder wie gewisse Magazine das gerade wieder benennen meinen zu müssen…) und eine wunderbare Wandlungsfähigkeit. Das sind Leute, die ein Getränk hinterfragen und es wertschätzen überrascht zu werden.

Biere die in sonnenuntergangsfarbigen Rottönen erscheinen. Tiefe Schwärze. Flüssigkeiten, die so sämig, fast wie Likör, ganz ohne Schaumbildung und Kohlensäure, über die Zunge rollen. Ein Hauch von Zitronengras. Alles scheint möglich.

SlowFood-Terra Madre 2014 - Vera Kondratiuk (280) craftbeerfestivalwien-craftbeer-freischnauzekochen (9) craftbeerfestivalwien-craftbeer-freischnauzekochen (8)  craftbeerfestivalwien-craftbeer-freischnauzekochen (6) craftbeerfestivalwien-craftbeer-freischnauzekochen (5) craftbeerfestivalwien-craftbeer-freischnauzekochen (4)

Meine erste tiefergehende Berührung mit Craft Bier hatte ich erst dieses Frühjahr. Am ersten Craft Bier Festival Wiens. Dieses Wochenende findet es zum zweiten Mal statt. Wer es von euch Wiener*Innen also noch nicht im Kalender stehen hat, sollte es sich dringend eintragen. Geladen sind über 70 Brauereien aus 11 Ländern.

Craft Bier Fest Wien:

Ehemalige Anker Expedithalle Brotfabrik, Tageskarte 7€ + Jetons für Bierproben

Freitag, 21.11: 15:00-23:30 und Samstag 22.11: 13:00 – 23:30

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der moralische Nachsatz

Bier trinken … Es fühlt sich an, als würde ich zaghaft die Büchse der Pandorra öffnen wollen. Alkohol ist gernerell schonmal so eine Sache. Ob man darüber schreiben sollte…Tief emotional, hat wirklich jeder eine Meinung dazu. Ob man nun die Abstinenzler fragt oder gerade in Deutschland, Leute aus zwei Städten gemeinsam über „das beste Bier“ diskutieren lässt. Wenn ich im Rheinland ein dunkles Hefeweizen dem Kölsch vorgezogen habe, dann hat das nicht selten zu grimmigen Blicken geführt.

Wenn in meinem Kopf das Wörtchen Bier mit Bildern hinterlegt wird, dann sind das eher negativ Momentaufnamen. Als jemand der einen guten Teil ihres Lebens im Rheinland verbracht hat und im Februar immer zwischen der Wahl stand den kulturellen Festivitäten des rheinischen Karnevalls zu frönen oder beim Skifahren die wahre Hüttengaudi“ zu spüren, da lauern die Geschichten von schlechtem Humor und Gestank nur so im Dunkeln, gespannt darauf wartend erzählt zu werden. Und hier in Wien bin ich dann wieder mit etwas konfrontiert worden, das mir selbst beim Gedanken daran einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt: Dosenbier. Klar das mag oft die „einfache“ Lösung sein, aber ehrlich, schmeckt das nur meinem Gaumen mehr nach Metall und Leblosigkeit? Kein Wunder also, dass ich mich generell nicht unbedingt als Biertrinkerin bezeichnen würde.

Mit welcher Einstellung konsumiert wird (und das lässt sich beliebig ausweiten) macht glaube ich den wesentlichen Unterschied. Wem es ums betrinken geht, dem kann ziemlich egal sein, was er sich hineinschüttet (mit den entsprechenden Nacheffekten am nächsten Morgen). Wem es um die Freude am Geschmack geht, der wird zumindest öfter darauf achten, was da so ins Glas kommt.

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Was tun, wenn deine Kartoffeln so aussehen?

Vielleicht kennt Ihr das ja auch: Mehrere Tage kaum in der Wohnung, nur an der Küche vorbeigehuscht oder gerade aus dem Urlaub kommend. Dann kramt man im Vorratsschrank und plötzlich kommen sie zum Vorschein. Halb verschrumpelte Kartoffeln! Und nun?

a)      Mit den Schultern zucken und die Kartoffeln wegschmeißen.

b)      Mit den Schultern zucken und eine Suppe daraus kochen

c)       Deine eigene Kartoffelzucht starten

d)      Schreiend weglaufen

Na? Wer tendiert zu a oder d? Über solche Kartoffeln kann man sich zwar ein bisschen ärgern, ein Grund zur Verzweiflung sind sie aber noch lange nicht. Wer einen Garten hat oder sich im urbanen Gärtnern mal versuchen möchte, kann Kartoffeln mit ausgeprägten Trieben zum Einpflanzen verwenden und hat im nächsten Frühjahr dann sogar gleich 9 Kartoffeln mehr.

Wenn die Triebe noch nicht zu stark ausgeprägt sind, kann dieses Schrumpelgemüse sorgenlos noch für Eintöpfe, Suppen oder Pürres verwendet werden. Eine Suppe macht sich quasi von selbst und wärmt wunderbar an grauen Regentagen. Ein Alleskönner den es lohnt im Grundrepertoire zu haben.

Basic Kartoffelsuppe

Wir brauchen: Kartoffeln, je 6 mittelgroßer Kartoffeln eine Zwiebel, Gemüsebrühe und einen Pürrierstab.

Die Zwiebeln werden kleingehackt und im Topf ohne Fett (!) angeröstet. Perfekt ist ein dunkler Braunton aber noch kein Schwarz. Gebräunte Ziebeln verleihen der Suppe Tiefe, schwarze leider nur ein unangenehm kratzig – brennendes Gefühl.

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Während die Ziebeln bräunen, machen wir uns an die Kartoffeln. Diese werden diesmal großräumig geschält und die Triebe, sowie unschöne Stellen weiträumig mit einem Messer weggeschnitten. Dann würfeln wir sie grob, die Form ist eigentlich egal, da ja eh alles pürriert wird. Je kleiner du die Kartoffel schnibbelst, desto schneller sind sie natürlich weich…

Die Kartoffelstückchen geben wir zu der Zwiebel und lassen sie nochmal eine Minute mit etwas Olivenöl und Pfeffer im Topf brutzeln. Dann gießen wir die Gemüsebrühe/ Wasser mit Gemüsebrühpulver dazu. Erstmal soviel, dass die Kartoffeln etwa drei, vier Zentimeter mit Flüssigkeit bedeckt sind. Deckel drauf. Köcheln lassen. Wenn die Kartoffeln sich gut zerdrücken lassen, nehmen wir die Suppe vom Herd und pürrieren einmal kräftig mit dem Stabmixer durch. Wer keine Lust auf heiße Suppenspritzer hat, lässt die Suppe kurz etwas runterkühlen: Sie spritz dann weniger und falls doch, tut es nicht weh. 🙂

Jetzt ist die Suppe eigentlich schon fertig.

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Abschmecken sollte man natürlich nicht vergessen. Da in diesem Fall wirklich nur Zwiebeln und Kartoffeln in den Topf kommen, kann die Suppe schnell fad schmecken. Damit dies nicht der Fall ist, soll ja schmecken, ist die Gemüsebrühe von relativ hoher Bedeutung.

Die Instantvarianten sind dafür meistens zu schwach. Mit ein bisschen Gemüse ist aber auch schnell so eine Brühe gekocht, die Ihr allzeitbereit im Tiefkühlfach aufbewahren könnt. Dazu folgt ein How – To in Kürze.

Bis dahin mein ultivmativer Trick 17, eben für das gewisse Etwas:

Verwendet Instantgemüsebrühe (z.B. aus dem Glas) und Tee. Ja genau… Tee! Zur Kartoffel passt ein rauchiger Schwarztee ganz gut, Kräutermischungen gehen aber auch hervorragend. Einfach Tee aufsetzten und anstelle des Wassers hinzufügen.

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Diese Suppe habe ich mir dann zusätzlich noch mit ein paar Tröpfchen meines Kräuteröls serviert.

Dreierlei vom Glück: Kaltgerührte Sanddorn-Mango-Konfitüre

Die Frucht mag klein sein und der Strauch mit seinen dornenbesetzten Ästen wenig einladend wirken, am Sanddornstrauch vorbeizulaufen, ohne ein paar Früchte zu sammeln wäre aber ein großer Fehler. Der Vitamin C Gehalt ist so hoch, dass die Pflanze in der DDR als „Zitrone des Nordens“ eine steile Karriere erlebte. Fast noch spannender finde ich aber, dass die Frucht auch Vitamin B12 enthält. Vitamin B12 für die Bildung der Roten Blutkörperchen und unsere Nerventätigkeit verantwortlich. Da es nur durch Mikroorganismen produziert werden kann, kommt es generell nur in tierischen Produkten vor. Nützlicher Weise leben auf der Schale des Sanddorns genau solche Mikroorganismen, weswegen Vegetarier_Innen und vor allem Veganer_Innen die goldenen Früchtchen in ihren Speiseplan mit aufnehmen sollten (siehe Wikipedia).

Auf meiner Suche nach Rotklee für meine PAMK – Leckereien, bin ich zufällig auf solch einen Wunderstrauch gestoßen und musste natürlich ein paar Beeren pflücken. Die Früchte des Sanddorns können noch bis Ende Dezember geerntet werden, nochmal ein Pluspunkt für diese Pflanze, da ja gerade im Winter der Zugang zu frischem, heimischen und vitaminreichem Obst und Gemüse erschwert wird.

Da Vitamine Hitze ja nicht leiden können, wollte ich jegliches kochen vermeiden. Nicht lange davor, hatte ich mich mit Michaela Russmann von Rohgenuss.at über Gelierverfahren unterhalten und bin dadurch auf die Idee gekommen mit Chiasamen (auch so eine Wundersaat mit ganz viel pflanzlichem Omega 3) eine Rohkost – Konfitüre zu machen.

Damit es nicht zu sauer wird, habe ich mich dann für eine Mango entschieden. Eigentlich wollte ich Marillen nehmen, die haben ja grad Saison, gab es aber im Supermarkt nur aus Frankreich. Und wenn schon nicht aus der Region, tja dann kann es ja auch gleich was ganz exotisches sein, dachte ich mir leicht genervt vom Angebot. Solang es nicht zur Regel wird…

Und wie macht man nun diese Superfoodmarmelade, die vegane Herzen höher schlagen lassen sollte?

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Vitamin B12, Omega 3 und Vitamin C machen aus diesem kaltgerührten Fruchtaufstrich eine Vitalstoffbombe.

Wir nehmen:

eine Handvoll Sanddorn

eine reife Mango

3 Teelöffel Chiasamen

etwas Rum (nach Belieben)

kleine Einmachgläser mit Schraubverschluss

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Die Mango halbieren wir und entfernen mit einem Messer den Kern. (Einfach leicht in den Kern stoßen und dann heraushebeln.) Fruchtfleisch und den Sanddorn in einen Standmixer geben und kräftig pürieren. Geht natürlich auch mit einem Mixer, wenn die Mango sehr weich ist, sogar mit einer Gabel. Nun einmal durch ein feines Sieb oder Tuch geben, so dass die kleinen Sanddornkerne zurückbleiben.

Einen Schuss Rum und die Chiasamen hinzugeben. Ich habe das Fruchtpüree danach noch einmal püriert, muss aber sagen, dass ich mich Zwecks Optik beim nächsten Mal fast dagegen entscheiden würde. Von der Konsistenz wäre es dann allerdings wie ein streichbarer Bubbletee, da die Chiasamen sehr viel Flüssigkeit aufsaugen und gallertartig werden. Zerkleinert sorgen sie dann wiederum für die gleichmäßige Struktur des Fruchtaufstrichs.

Eher zügig verbrauchen, sonst im Kühlschrank aufbewahren.

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Hier sind die Chiasamen noch nicht zerkleinert und bringen einen wunderbaren optischen Effekt.

Nudeln ohne Mehl und ein Ausflug nach Spanien

Simpel und extravagant. Gegensätzlicher scheint es nicht zu gehen. Dennoch möchte ich diesen Post nutzen, um zu zeigen, dass diese beiden Begriffe miteinander vereinbar sind. Anhand einer Zutat und zwei Zubereitungsarten.

Hierfür wenden wir uns dem Spagettikürbis ( Cucurbita pepo) zu. Der gelbliche Kürbis, oft mit einer hellgrünen Maserung versehen wird einem im Herbst in den Geschäften zu günstigen Preisen angeboten und lässt sich gut und lange Lagern. Das Besondere an diesem Kürbis ist sein Fruchtfleisch und wie es auf Wärme reagiert. In garem Zustand zerfällt das Fruchtfleisch in lange dünne Fäden. Daher auch sein deutscher Name.

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Vor einigen Jahren habe ich die Zeit um Ostern im ruhigen Teil Mallorcas verbracht und natürlich die lokalen Zuckergebäcke ausprobiert. So stieß ich auf Ensaimadas (Hefeschnecken) die mit einer mir damals noch unbekannten Füllung meinen Gaumen mit herber Süße begrüßten. Die delikate Konfitüre wird traditionell aus einem dem Spagettikürbis ähnlichen Gewächs hergestellt. Die Spanier haben dafür einen sehr schönen Namen gefunden und nennen den Kürbis Cabello de ángel, Engelshaar. Diesen Herbst habe ich mich dann das erste Mal daran gemacht meine Variante dieser leicht extravaganten Füllung für Plundertaschen herzustellen.

Doch der Spagettikürbis steht nicht nur für Extravaganz, das Fruchtfleisch lässt sich, wie dem Namen schon zu entnehmen, wie Nudeln benutzen und mit einer Soße des Vertrauens servieren. Der Eigengeschmack des Kürbisses ist ziemlich zurückhaltend und so lässt er sich frei Schnauze kombinieren.

Einige Rezepte zerteilen den Kürbis im rohen Zustand und kochen dann die Fleischstücke. Einen besseren Geschmack, längere Fäden und das alles mit wesentlich geringerem Aufwand, erhalten wir in dem wir den ganzen Kürbis im Ofen backen. Das Ganze ist ziemlich unkompliziert in der Durchführung und schnell erledigt.

Simpel: 1 Spagettikürbis + Nudelsoße

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Ganzen Kürbis im Ofen backen. Die Zeit können wir zum Schmökern in Food Blogs verwenden oder aber eine Tomatensoße zubereiten. Ist der Kürbis goldbraun, schneiden wir ihn der Längsseite nach auf. Mit einer Gabel wird nun das Fruchtfleisch herausgelöst und zur Soße hinzugefügt. Abschmecken, noch einmal aufkochen und genießen.

Nudeln, die gar keine Nudeln sind, gut genug für den Wow-Effekt? Was meint ihr?

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Extravagant:1 Spaghettikürbis, 2 Bio-Orangen, 1 Paket Gelierzucker (2:1), Twist-off-Gläser, Zimt und Muskat (nach Belieben)

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Während der Kürbis im Ofen vor sich hin bäckt, wenden wir uns zwei unbehandelten Bio – Orange zu. Diese spülen wir heiß ab und reiben sie trocken. Nun nehmen wir einen Zestenreißer oder behelfen uns mit einer Reibe und hobeln große Stücke der Schale ab. Bitte achtet dabei darauf, dass eure Stückchen wirklich aus der aromatischen Außenschale bestehen und euch nachher nicht das dicke weiße Fleisch die Masse nicht zu bitter werden lässt. Die entstellten Orangen halbieren wir und pressen den Saft aus.

Nun sollte der Kürbis durchgebacken sein, sonst kannst du schon mal die Einweckgläser vorbereiten (in einem Topf mit viel Wasser auskochen und dann mit der Öffnung nach unten auf einem Küchentuch auskühlen lassen).

Das Fruchtfleisch des Kürbisses vorsichtig mit einer Gabel auslösen. Gemeinsam mit den Orangenzesten und dem Orangensaft (gerne auch mit ein paar Stückchen) und einer kleinen Prise Muskat vermischen. Abwiegen und im richtigen Verhältnis mit Gelierzucker drei Minuten sprudelnd kochen lassen. Die Konfitüre wird schnell sehr süß, deswegen greift bitte mindestens zu Gelierzucker, der im Verhältnis von zwei Teile Frucht und ein Teil Zucker (2:1) wirkt, wenn nicht sogar 3:1.

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